Mark 16

Kapitel 16

1
[Status: Zuverlässig]
Und als der Sabbat vorüber war
Gen. abs., temporal aufgelöst
, kauften Maria [von, aus] Magdala und Maria, [die Mutter] des Jakobus
Bezeichnung der Mutter nach dem Sohn: BDR § 162,3
und Salome Spezereien (wohlriechende Kräuter, Gewürze)
Die Salbung der Toten geschah mit Öl; Aromata wurden nur für die Salbung von Königen verwendet. Bei den Aromata handelt es sich um seltene, wohlriechende pflanzliche Essenzen. Ziel der Salbung ist die Erhaltung des Leichnams - diese Absicht bildet an dieser Stelle einen (gewollten) Kontrast. „Es scheint die Frauen nicht zu stören, dass die Salbung einer bereits eingewickelten Leiche ‚ein kühner Gedanke‘ (Wellhausen) ist“ (Gnilka 1979, 340).
, um [zum Grab] zu gehen [und] ihn zu salben.
2Und sehr (ganz) früh am ersten [Tag] der Woche (am Sonntag)
 μιᾴ zur Angabe eines bestimmten Tages steht der einfache Dativ, BDR § 200, Anm. 4. Der erste Tag der Woche wird durch  μιᾷ bezeichnet;  μιᾷ τῶν σαββάτων = am Sonntag. Vorbild war das Hebräische, das die Wochentage durch Kardinalzahlen statt durch Ordinalzahlen bezeichnet, BDR § 247,1; B/S I, S. 1052-1054; Markus kannte aber noch keinen „Sonntag“, (Gnilka 1979, 341), daher als Übersetzung am besten „am ersten Tag der Woche“. Gemeint ist aber natürlich der Sonntag.
gingen sie zum Grab, während (als) die Sonne aufging
Gen. abs., temporal aufgelöst
.
3Und sie sprachen zu einander: Wer wälzt {für} uns den Stein aus der Tür des Grabes (von der Tür des Grabes ab)? 4Und als sie aufblickten
Ptz. coni., temporal aufgelöst
, nehmen sie wahr (merken sie), dass der Stein abgewälzt (weggewälzt) war; er war nämlich sehr groß.
5Und nachdem sie hineingegangen waren
Ptz. coni., temporal aufgelöst
in das Grab, sahen sie einen Jüngling zur Rechten (auf der rechten Seite)
Die rechte Seite war die glückverheißende Seite (Gnilka 1979, 341).
sitzen, der ein weißes Gewand an(gezogen)
Die Stola, eine lange Stoffbahn, wurde nicht angezogen, sondern umgeworfen. Aber im dt. Sprachgebrauch werfen wir keine Kleidung um, sd. eine Jacke oder ein Tuch; das ist hier aber nicht gemeint: die Stola ist die normale Bekleidung
hatte, und sie entsetzten sich (waren sehr erstaunt).
6Er aber spricht
Die Botschaft des Engels wird präsentisch eingeführt, um darauf hinzuweisen, dass sie das Zentrum dieser Perikope ist(Gnilka 1979, 340).
zu ihnen: Entsetzt euch nicht (Seid nicht erstaunt)! Ihr sucht Jesus, den Nazarener, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden (er wurde auferweckt)
Das Passiv von  ἐγείρω bedeutet auferstehen; man kann es aber auch passiv übersetzen: wurde auferweckt, um das Handeln Gottes zu betonen, so Gnilka 1979, 342.
, er ist nicht hier. Hier [ist] (Siehe) der Ort (die Stelle), wo sie ihn hingelegt haben.
7Aber los! (Auf!, Geht fort, Doch geht), sagt [es] seinen Jüngern und Petrus, dass er
Also Jesus.
euch vorangeht nach Galiläa
Man kann das  ὅτι auch als Ὅτι recitativum auffassen, das eine wörtliche Rede einleitet und dann nicht übersetzt wird: Er geht euch voran nach Galiläa
. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch sagte.
8Und sie gingen hinaus
Ptz. coni., beiordnend aufgelöst
und flohen von dem Grab, sie waren nämlich ergriffen von (hatten) Angst (Zittern) und Entsetzen (Bestürzung)
Vgl. auch Markus 4,41; 5,15.33.42
. Und sie sagten keinem (niemandem) etwas; denn
oder: nämlich (dann am Schluss des Satzes: sie fürchteten sich nämlich)
sie fürchteten sich.
Mit Vers 8 endet das Markusevangelium in den ältesten Quellen (4. Jh.:  א und B). Vermutlich ist das abrupte Ende Absicht, um die verstörende Unbegreiflichkeit der Auferstehung zu betonen (Collins 2007, 800) oder um den Leser durch das offene Ende in die erzählte Geschichte hineinzuziehen (Fußnote der NET-Übersetzung zu Mk 16,8). Man kann es außerdem als Aufforderung an die Leser verstehen, von Jesu Auferstehung zu erzählen. Die anderen, später geschriebenen Evangelien enthalten am Ende noch zusätzliche Erscheinungsberichte, was das Markus-Ende im Vergleich hierzu noch abrupter wirken lässt (Collins 2007, 800–801). Es entstanden darum verschiedene Fortsetzungen, die das vermeintlich fehlende Ende des Markus-Evangeliums ergänzen sollten (Fußnote der NET-Übersetzung zu Mk 16,8). Die kürzere Ergänzung lautet: „All diese Nachrichten verkündeten sie sogleich denen, die bei Petrus weilten. Sodann sandte auch Jesus selbst von Osten bis Westen durch sie die heilige und unvergängliche Botschaft der ewigen Rettung aus. Amen“. Sie findet sich in einer sehr frühen lateinische Übersetzung (4./5. Jh.: k). Ansonsten ist sie in wenigen Handschriften zusammen mit dem längeren Ende belegt. Das längere Ende, das später die Versnummern 9 bis 16 erhielt, fasst Passagen anderer Evangelien summarisch zusammen und unterscheidet sich dabei sprachlich vom Rest der Evangeliums (Fußnote der NET-Übersetzung zu Mk 16,8). Es ist ab dem 5. Jh. (A, C und D) sowie in den meisten späten Handschriften belegt. Oft ist es durch einen kurzen Hinweistext oder durch textkritische Zeichen als unsicher markiert. Dass die sehr frühen Handschriften fast alle nach Vers 8 aufhörten, lässt sich auch durch Aussagen von Eusebius (3./4. Jh.) und Hieronymus (4./5. Jh.) belegen. Es wird in der wissenschaftlichen Literatur gelegentlich überlegt, ob nach Vers 8 vielleicht ursprünglich ein anderes Ende folgte, dass bereits sehr früh verloren ging. Dagegen spricht, dass das Evangelium im 1. Jh. wohl auf einer Schriftrolle und nicht auf Einzelblättern geschrieben wurde (Fußnote der NET-Übersetzung zu Mk 16,8).
9Nachdem (als, weil)
Partizip aufgelöst
er auferstanden war am frühen Morgen (im Morgengrauen) des ersten Tags der Woche (des Sabbats), erschien er als erstes Maria Magdalena, von der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte. u v
10Als sie ging, es denen zu bekanntzumachen (zu verkündigen), die bei ihm gewesen waren, trauerten sie weinten sie. 11Und eben diese – obwohl (als, nachdem) sie hörten, dass [Jesus] lebte und von ihr gesehen worden war, da glaubten sie [es ihr] nicht. 12Danach {aber} erschien er zwei von ihnen, als (während) sie unterwegs waren, in anderer Gestalt, als (während) sie aufs Land [hinaus] gingen. w 13Auch diese gingen und berichteten es den anderen. Die glaubten es jenen [ebenfalls] nicht. x 14Später wiederum (aber), als sie gerade [zu Tische] lagen (gemeinsam aßen)
Nach griechischer Tischsitte war es üblich, beim Essen zu liegen.
erschien er den elf [Jüngern], und er tadelte ihren Unglauben (ihr Mißtrauen, ihre Treulosigkeit) und ihre Hartherzigkeit, dass sie denen, die ihn auferstanden gesehen hatten, nicht geglaubt (vertraut) hatten. z aa
15Und er sagte zu ihnen: „Geht in die ganze Welt hinaus und macht meine Freuden-Botschaft bekannt (verkündet mein Evangelium) der ganzen Schöpfung. ab 16Wer glaubt (vertraut, treu ist) und sich taufen lässt, wird gerettet werden. Wer dagegen nicht glaubt (nicht vertraut, treulos ist), wird gerichtet werden. 17Diese Wunder (Zeichen) {aber} werden die Glaubenden begleiten: In meinem Namen werden sie Dämonen (Geister, übernatürliche Wesen) austreiben; in neuen (d.h. unbekannten) Sprachen (Zungen) werden sie reden; ad ae 18sie werden Schlangen aufheben
Viele Handschriften haben zusätzlich die Worte »Und mit ihren Händen …«.
; und wenn sie etwas Tödliches tranken, werden sie keinesfalls sterben; bei Kranken werden sie Hände auflegen und es wird {ihnen} [diesen wieder] gut gehen.“ ag ah
19Der Herr, Jesus, wurde {nun zwar} nach diesem Reden in den Himmel aufgenommen und setzte sich zu Gottes rechter Seite, ai 20jene aber gingen hinaus [in die Welt] und verkündeten (predigten) überall , wobei
Absoluter Genitiv
der Herr mitwirkte und [ihre] Rede (das Wort) dadurch bekräftigte, dass sich Wunder einstellten (durch nachfolgende Zeichen stärkte/bestätigte).
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